Die Möbel des Klassizismus grenzen sich auf Grund ihrer geraden Konturen und konstruktiven Sachlichkeit von den verschnörkelten und geschwungenen Möbel des Rokokos deutlich ab. Man begann die geometrischen Grundformen wie den Kreis, das Oval, das Rechteck und die Gerade als natürlich und besonders wertvoll zu betrachten. Als Vorbild diente die klassische Antike. Römische, griechische und ägyptische Motive wurden wichtige Vorlagen für Kunsthandwerker.
Bis 1770 setzte sich eine Vorliebe für die Natur durch, die Ausdruck im Dekor durch Blumenranken, Ähren und Lorbeerzweigen fand. Im Schmuck der Möbel des Klassizismus lassen sich aber auch Jagdwaffen, Musikinstrumente und Schäferszenen finden. Im Aufbau der Möbel gewann wieder die statische Gesetzmäßigkeit des Tragens und Lasten an Bedeutung – wie bereits während der Renaissance. Einzelne Funktionen der eleganten Möbel sollten ausschließlich durch Absätze, Profile und Unterschiede in der Flächengestaltung betont werden. Die Ornamente blieben ohne Eigenleben.
Kommoden, Sekretäre, Stühle, Sessel, Tische, zweitürige Kleiderschränke, Aufsatzschränke und –schreibtische erscheinen in ihrer Statur blockhaft. Sie stehen auf schlanken, sich verjüngenden Beinen. Gerade bei Kommoden und Kredenzen ist der Möbelkörper tief heruntergezogen und die kurzen Beine erscheinen als Kelche oder Löwentatzen. Die Oberfläche wurde durch Marketerien, aufgesetzte Bronzen, Porzellan- und japanische Lackplatten sowie Edelholzfurniere bedeckt. Verziert sind sie durch feingliedrige Ranken und Bänder, die Eleganz, Leichtigkeit und Zerbrechlichkeit suggerieren sollen. Häufig sind auch kannelierte Beine sowie den Schmuckfriesen römischer Tempel entnommene aufgefädelte Rosetten, Perlen und Blattspiralen verwendet worden. Weitere Verzierungen sind Bekrönungen, wie kleine Gitterbalustraden oder aus Holz geschnitzte Gefäße mit Henkeln. Beliebte Materialen waren Mahagoni oder vergoldetes Buchenholz. In Lüttich und Aachen hingegen verwendete man hauptsächlich Eichenholz.
Bedeutende Möbelkünstler des Klassizismus waren unter anderem der Ebenist Jean- Francois Oeben und sein Geselle Jean-Henri Riesener aus Gladbeck (Westfalen), Adam Weisweiler aus Korschenbroich am Niederrhein, Johann Gottlieb Fiedler aus Berlin sowie der Stuhlmacher Georg Jacob. Der berühmteste war wohl David Roentgen aus Neuwied, dessen Verwandlungsmöbel (z.B. Spieltische) sowohl vom französischen als auch vom russischen Hof geordert wurden. Jene Möbel entfalten durch Auf-, Aus-, Um- und Herunterklappen die unterschiedlichsten Verwendungsmöglichkeiten.
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Eine übersteigerte Strenge im Aufbau der Möbel erfolgt mit dem Empire/dem Spätklassizismus (ab 1800). Der Dekor ist geprägt durch Schmuckformen der römischen Kaiserzeit. Einzelfiguren schmücken das Zentrum einer Fläche oder verzieren mit Mustern in endloser Reihung die Möbelkörper. Marketerien und Schnitzereien werden nicht mehr verwendet, dafür werden zunehmend Bronzereliefs in die Holzoberflächen eingesetzt. Die Verzierungen aus Gold und anderen kostbaren Materialien lassen die einfachen Möbel zu Prunkstücken werden. Während im Bürgertum mit dem Biedermeier eine Gegenbewegung zum französischen Empire entsteht, halten die deutschen Fürstenhäuser noch länger am Stil des Klassizismus und des Empire fest. Leo von Klenze und Karl Friedrich Schinkel haben vor allem in München bzw. in Berlin sowohl die Architektur als auch das Interieur ihrer Zeit geprägt.
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